In der Einleitung haben wir darauf hingewiesen, dass es sehr empfehlenswert ist, sich vor dem Start ins Hobby Modelleisenbahn mit dem Thema auseinander zusetzen, um seine Investition in das nicht ganz billige Hobby zu sichern. Hier werden also die grundlegenden Weichen gestellt.
Informationen sammeln:
Es gibt zahlreiche Bücher zum Thema Modellbahn. Aber soll man sich gleich Fachbücher kaufen und wenn ja, welche? Nein, sollte man nicht. Zumindest nicht sofort. Am einfachsten ist es, sich erst mal im Internet einen Überblick zu verschaffen und sich folgende Fragen stellen und zu beantworten:
– Wieviel Platz habe ich zur Verfügung?
– Was gibt es beim Anlagenstandort zu berücksichtigen?
– Wieviel Geld möchte ich investieren?
– Wieviel Zeit habe ich zur Verfügung?
– Wo liegen meine Interessen?
– Gibt es Alternativen?
Wieviel Platz habe ich zur Verfügung?
Diese Frage ist wohl für fast jeden Modellbahner der kritische Punkt. Das liegt zum einen an den “großen” Maßstäben. Nehmen wir als Beispiel die H0-Spur, also den Maßstab 1:87. Selbst wenn man 5 Meter Raum zur Verfügung hat, entspricht das real 435 Meter. Gerade genug, einen Kleinstadtbahnhof realistisch darzustellen. Das ist aber nicht tragisch, denn die Kunst einer guten Modellbahn ist es, Vorbilder im verzerrten Abstand abzubilden, dazu später mehr. Zum anderen gibt es oft zahlreiche Motive, die man realisieren möchte. Natürlich die zweigleisige Hauptstrecke, ein kleines Gebirge, eine Stadt mit mehrgleisigen Bahnhof, ein Betriebswerk, Industriegelände, Hafenanlagen, Car System, etc.
Viele Modellbahner weichen daher auf den Dachboden oder in den Keller aus. Doch sollte man hier nochmals die Luftfeuchtigkeit prüfen. Oft sind diese Bereiche weniger isoliert als andere Wohnräume, was zu hoher Luftfeuchtigkeit führt. Die Folge ist, dass die Gleise und das rollende Material anfangen zu rosten. Tipp: Im Baumarkt kann man einen Luftfeuchtigkeitsmesser kaufen, so geht man auf Nummer sicher.
Als Alternative bieten sich auch sog. Wandanlagen an. Hier führt man eine ein- oder zweigleisige Strecke an einer Wand entlang, wobei die Breite der Anlage oft nur 50 cm oder weniger beträgt. Am Ende ist dann eine Kehrschleife ratsam, diese benötigt eine Breite von ca. einem Meter. So ist diese Anlagenart auch für H0 noch geeignet.
Ebenfalls bietet sich bei geringen Platzbedarf die Modulbauweise an. Vor allem Vereine bauen Ihre Ausstellungsanlagen in dieser Form. Die Module werden genormt (Höhe, Position der Gleiskörper, Kabelschächte, etc.), so dass die Vereinsmitglieder ihre eigenen Module bauen können und diese dann zu einer Modellbahnanlage vereinen. Das kann man natürlich auch alleine realisieren. Der Vorteil ist, dass man die eigene Anlage in einem Regal platzsparend stapeln und bei Bedarf einfach wieder aufbauen kann. Die Größe lässt sich dabei beliebig vergrößern.
Man sollte evtl. auch noch einen Arbeitsplatz berücksichtigen, wo man in Ruhe basteln und werken kann.
Weiterführende Informationen findet man in der Literatur bei Gleisplanungsbüchern oder natürlich bei uns im Internet. Tipp: Suche doch mal in unser Linkdatenbank nach Anlagen, die die gleiche Quadratmeterzahl haben. Vielleicht bringt Dir das neue Inspirationen.
Was gibt es beim Anlagenstandort zu berücksichtigen?
Bei der Wahl des Anlagenstandortes sollte man die Art der Anlage berücksichtigen. Eine fest montierte, stationäre Modellbahn macht den beanspruchten Platz auf lange Sicht für andere Wohnzwecke unbrauchbar. Ein anderer, oft übersehener Punkt ist, daß eine Modellbahn einen hohen Kapitaleinsatz erfordert. Am falschen Standort kann auch eine teure und gut geplante Anlage viel an Wirkung verlieren und so nicht dauerhaft befriedigen. Darum sollte der Standort einer der wesentlichen Punkte bei der Planung und Auswahl eines System sein. Auch hier gilt wieder Klasse statt Masse. Bei der Wahl zwischen zwei potentiellen Räumlichkeiten, ist nicht immer der Grössere der Bessere.
Eine Bahn erfordert wohnraumklimatische Verhältnisse. Auch im Winter sollte der Anlagenstandort beheizbar sein und belüftet werden. Ebenso sind Räume mit hoher Wasserverdunstung ungeeignet, z.B. ein Platz direkt neben der Keller-Sauna, oder schlecht isolierte Keller- und Dachbodenräume. Zu hohe Luftfeuchtigkeit schadet nicht nur den Gleisen (normalerweise sind sie aus nichtrostenden Metallverbindungen, an Kontaktstellen, Motoren, etc. jedoch nicht), die schnell anfangen zu rosten. Auch die Holzkonstruktion kann sich verziehen, Risse bilden bis hin zu Schädlingsbefall und (teils gesundheitsschädliche) Schimmelbildung.
Auch starker Sonneneinfall kann zu Schäden an der Anlage führen, z.B. in Form von verblassenden Farben oder Verformung von thermoplastischen Gebäude- und Fahrzeugmodellen. Im Extremfall kann es gar zu Brennglaseffekten in Glasdachfenstern kommen. Mittels Jalousien oder lichtabweisenden Folien kann man hier aber leicht vorbeugen.
Starke Staubbildung am Anlagenstandort kann nicht nur die Optik, sondern auch die Technik beeinflussen. Staub kann wie eine Isolierung an den Gleisen wirken und den Stromfluss behindern oder sich in den Motoren sammeln. Darum sollte man Orte mit Vorhängen und einem dicken Teppich meiden, bzw. diesen entfernen. Ideal sind Fliessen, Linoleum oder Parkettböden.
Bei wertvollen Anlagen sollte man auch einmal an Sicherungsmaßnahmen denken, seien es Fenstergitter oder gar eine Alarmanlage. Auch sollte man Maßnahmen gegen Ungeziefer treffen. Für Mäuse sind die Baumaterialien einer Modellbahnanlage wie ein gut sortierter Baumarkt und die Hohlräume unter dem Fliegengitter sind idealle Nistplätze.
Wieviel Geld möchte ich investieren?
Hier sind wir auch schon beim zweiten Engpass. Es gibt zwar keine Regel, wonach x m? Fläche y EURO kosten. Man sollte aber vielleicht im Hinterkopf haben, dass größere Anlagen nicht nur mehr Anschaffungskosten bedeuten, sondern auch mehr Unterhaltskosten in Form von Stromverbrauch, Heizkosten, Reparaturkosten, etc. Ebenfalls ist ein Stadtmotiv mit vielen Modellbau-Häusern wesentlich teurer als eine großzügige Landschaft mit Wiesen und Feldern.
Die Kosten für unterschiedliche Spurweiten unterscheiden sich kaum. Zwar benötigen Z, N und TT weniger Material, dafür werden H0-Artikel in größeren Stückzahlen gefertigt.
Wieviel Zeit habe ich zur Verfügung?
Ein weiterer Punkt ist die Zeit, die einem für sein Hobby zur Verfügung steht. Wer nur 1-2 Stunden pro Woche erübrigen kann, sollte sich klar sein, dass der Aufbau einer 10 m? viele Jahre dauert. Hier ist zu überlegen, ob man sich nicht auf eine kleinere Anlage mit einem Hauptmotiv beschränkt und diese dann kontinuierlich ausbaut.
Wo liegen meine Interessen?
Die Interessen der Modellbahner sind unterschiedlich, der eine möchte detailliert ein Vorbild nachbauen und evtl. seine Züge langsam über die Strecke fahren lassen, ein Anderer möchte lieber rangieren oder per Digitalbetrieb viele Züge über die Anlage fahren lassen.
Die jeweiligen Interessen spielen bei der Wahl des richtigen Systems eine wichige Hauptrolle. Das Hobby Modellbahn umfaßt ein großes Spektrum an Tätigkeiten:
· Fahrbetrieb, spielen
· Elektronik
· basteln von Kunststoff- oder Metall-Bausätzen
· Landschaftsgestaltung
· Steuern und Planen, programmieren
· sammeln
Wenn auch Kinder mit der Anlage spielen und überwiegend Fahrbetrieb stattfindet, ist eher ein größerer Maßstab angebracht. Liegt das Interesse überwiegend im Bauen von Modellbausätzen und/oder Landschaftsgestaltung, sollte man ernsthaft überlegen ob man nicht lieber Dioramen baut (Beispiele findest Du unter diorama-links.de) oder zumindest erst mal damit anfängt. Die Materialien lassen sich später ja auch noch auf der Modellbahn verwenden. Wer sich dem Sammeln verschrieben hat, dem genügen wohl ein paar Glasvitrinen für die Modelle.
Gibt es Alternativen?
Anstelle der eigenen Anlage bietet sich evtl. die Möglichkeit an, einem Verein oder Club beizutreten. Das hat die Vorteile, neue Leute kennen zulernen, von diesen verschiedene Techniken zu erlernen und eine größere Anlage zur Verfügung zu haben. Des Weiteren ist das eigene Modul sicher kostengünstiger als eine komplette Anlage zu erstellen. Natürlich bringt solch ein Engagement auch Pflichten im Verein mit sich und es gilt hier die Vor- und Nachteile abzuwägen. Eine Überlegung ist es sicher wert.
Wie erwähnt könnte man auch mit dem Bau von Dioramen beginnen. So hat man beim späteren Aufbau einer Modellbahn gleich ein Grundstock an Modellen zur Verfügung. Gleiches trifft auf das Sammeln zu.
Kein wirklicher Ersatz sind virtuelle Modellbahnen, die ausschließlich im PC existieren. Fahrspaß können diese Programme (Eisenbahnsimulationen) aber durchaus bieten, haben Sie doch den Vorteil, reale Bahnstrecken detailgetreu nachbilden zu können. Ein Download einer kostenlosen Probeversion verschiedener Hersteller kann hier vielleicht Geschmack auf mehr machen.
Weitere Schritte:
Wer sich immer noch nicht sicher ist, findet in jeder Bahnhofs-buchhaltung zahlreiche Modellbahn-Zeitschriften. Auch das Internet bietet sich für weitere Ideenfindung an (dieser Text gehört hoffentlich dazu). In verschiedenen Foren kann man weitere Fragen stellen, die gerne von den Usern kompetent beantwortet werden. Um Modellbahn hautnah zu erleben ist natürlich auch der Besuch des Clubabends im nächsten Modellbahnclub eine Alternative. Ebenso findest Du in unserer Termindatenbank alle wichtigen Messetermine, wo viele Anlagen ausgestellt sind und man mit den Ausstellern ins Gespräch kommen kann. Auch der Gang zum örtlichen Modellbahnladen kann eine Alternative sein. Sicher ist ein Großteil der Händler sehr kompetent, man sollte nur aufpassen, sich nicht das Falsche ?aufschwätzen? zu lassen. Gewisse Vorstellungen was man bauen will, sollte man schon mitbringen.
Eine weitere Entscheidungshilfe findet sich evtl. im Bekanntenkreis. Man sollte in Erwägung ziehen, die gleiche Spurweite/das gleiche Stromsystem zu wählen, so kann man Modelle austauschen und sich besser ergänzen.