Teil 3: Gleissysteme

Nach dem in Teil 2 die Unterschiede, Vor- und Nachteile der verschiedenen Nenngrößen dargestellt wurden, geht hier um Gleissysteme. Das Zusammenspiel von Rad und Schiene ist ein wichtiger Faktor bei der Laufsicherheit von Loks und Waggons. Ebenso vermitteln die Systeme einen bestimmten optischen Eindruck, der nicht vernachlässigt werden sollte. Den Fahrstromübertragungsprinzip über die Gleise zu den Motoren unterscheidet man: 3-Leiter, Mittelleiter und 2-Leiter. Danach gehen wir noch auf Weichenantriebe und auf den Einsatz von systemfremder Fahrzeuge ein, also die Frage, ob man die verschiedenen Hersteller/Systeme kombinieren kann, sowie auf die Pflege der Gleise.

3-Leiter-Gleissystem:

Die größte 3-Leiter-Gleissystem Anlage der Welt ist nach eigenen Aussagen die H0-Modellbahnanlage ?Der Deutschlandexpress? in Gelsenkirchen. Der einzige relevante Hersteller von 3-Leiter-Gleissystemen ist heute Trix-Express. Wie bei Spur Z gibt es also nur noch einen relevanten Hersteller. Dieses System ist zwar dem Mittelleiter-System ähnlich, jedoch sollte man beachten, dass es beim Trix-Express-System keinen Skischleifer gibt, sondern kleine, pilzförmige Mittelschleifer. Zudem wird mit einem anderen Stromsystem gefahren. Wer also im Internet oder auf dem Flohmarkt eine Lok kauft, sollte hieraus achten (pilzförmige Schleifer, hohe Spurkranzhöhe). Am besten man fragt den Verkäufer.

Dieses Gleissystem ist aufgrund der hohen Profile, der Mittelschiene, den kleinen Radien und großen Winkeln der Weichen nicht sehr vorbildgetreu. Es hat vielmehr den Charme eines antiken Spielzeugs, so daß auch dieses System nach wie vor seine Liebhaber hat.

Für Einsteiger empfehlen wir daher unbedingt Mittelleiter oder 2-Leiter-Gleissysteme.

Mittelleiter-Gleissystem:

Mittelleiter-Gleissysteme werden von vielen Modellbahnern mit der Marke Märklin und dem Wechselstrom-System (auch AC-System genannt) gleichgesetzt. Im Unterschied dazu nutzen die anderen Hersteller das Gleichstrom-System (auch DC-System genannt). Die Entscheidung für ein System ist aber nicht vom Strom-System abhängig, sondern vom Gleissystem. Ein Vorteil des Mittelleiter-Systems ist, dass es elektrisch symmetrisch ist. Dadurch ist es einfach möglich, Kehrschleifen und Gleisdreiecke zusammen zu stecken, ohne einen Kurzschluss zu verursachen.

Das Charakteristische an Mittelleiter-Gleisen sind die für die Stromaufnahme benötigten Punktkontakte, sog. Pukos, die in der Mitte der Schwellen angebracht sind. Wer auf eine realistische Gestaltung der Gleiskörper viel Wert legt, sollte das bei der Wahl seines Systems berücksichtigen.

Wer sich für das Mittelleiter-System entscheidet, dem bietet Märklin zwei verschiedene Systeme an. Zusätzlich gibt es noch ein älteres System, wir stellen sie hier kurz vor.

M-Gleis:

Das M-Gleis (Metall-Gleis) ist der Oldtimer unter den Gleissystemen. Es wurde seit den 50ger Jahren bis Ende der 90ger Jahre fast unverändert angeboten. Heutzutage findet man Gleise noch auf Flohmärkten oder bei ebay. Die Standard Gerade ist 180mm lang, Bögen gibt es mit 286, 360 und 437mm Radius, die Weichen haben einen 24° Abzweigwinkel, Gleisabstand 77,4mm, Flexgleise gibt es nicht. Wenn man als Einsteiger nicht günstig auf große Mengen von Gleisen kommen kann, sollte man besser ein modernes System wählen.

C-Gleis:

Das C-Gleis (Compound-Gleis = Verbundwerkstoff) hat Märklin seit 1996 im Programm. Dieses Gleis hat das M-Gleis ersetzt. Die Standard Geraden sind 172/188mm lang, Bögen gibt es mit 360 und 437mm Radius, die Weichen haben ebenfalls einen 24° Abzweigwinkel, es gibt auch hier kein Flexgleis. Mittlerweile gibt es auch schlanke Weichen mit 12° und große Radien mit 580 und 644 mm. Märklin versucht mit diesem neuen Gleis, sowohl die Spielbahner als auch die Modellbahner zufrieden zu stellen. Das C-Gleis zeichnet sich durch seine Robustheit, einfache Anwendung und gute elektrische Eigenschaften aus.

K-Gleis:

Das K-Gleis (Kunststoff-Gleis) wurde in den 70ger Jahren eingeführt und hat die Modellbahner als Zielgruppe. Die Standard Gerade ist 180mm lang, Bögen gibt es mit 295, 360, 425, 554 und 619mm Radius, die Weichen gibt es mit 22,5°/425mm Radius und 14,5°/902mm Radius, Flexgleise haben 900mm Länge.

Das K-Gleis hat keine Gleisbettung. Hier muss der Modellbahner selber nachhelfen, in Form von Korkplatten als Untergrund oder durch erhältliche Gleisbettungen.

2-Leiter-Gleissystem:

Wie oben schon beschrieben, setzen außer Märklin alle Hersteller (Fleischmann, Trix, Roco, Piko, Lima, Hornby, Atlas, Rivarossi, Arnold, Jouef, Brawa, Tillig, etc.) auf das Gleichstrom-System, dass dadurch international am Verbreitesten ist. Die Stromzuführung erfolgt hier über die beiden elektrisch getrennten Schienen, die Stromaufnahme durch die Triebfahrzeuge und die Wagenbeleucht-ung über die Fahrzeugräder. Die Fahrtrichtung wird durch Umpolung des Fahrstromes geändert. Ein großer Unterschied zum Wechselstrom-System besteht also darin, dass das 2-Leiter-Gleissystem elektrisch unsymmetrisch ist. Beim Bau von Kehrschleifen oder Gleisdreiecken ist darum eine zusätzliche Schaltung erforderlich, um einen Kurzschluss zu vermeiden. Wenn Weichen mit stromführenden Herzstücken vorgesehen sind, ist ein mit dem Weichenantrieb gekoppelter Umschalter für die Herzstückpolarisierung erforderlich.

Damit man Angaben in der Literatur und Katalogen besser versteht, erklären wir hier noch zwei wichtige Begriffe, die Gleisbettung und den Code XX.

(Gleis-)Bettung:

Einige Hersteller bieten Gleise mit und ohne Gleisbettung an. Wenn sich am Gleis scybghon ein Teil des Gleiskörpers befindet, spart man sich natürlich das sog. Einschottern und man kann das Gleis schneller verlegen. Einigen Modellbahnern mag eine fertige Bettung auch zu unecht wirken, obwohl es Tricks gibt, durch nachträgliches Einschottern doch ein realistisches Gleisbild zu erzeugen. Die Firma Roco bietet auch ein Gleis mit Bettung an, bei dem man das Gleis aus dem Bett herauslösen kann. Auf der anderen Seite haben Gleise mit Bettung häufig einen höheren Preis.

Code XX:

Beim Vorbild ist nicht Schiene gleich Schiene. Abhängig von der Erfordernissen einer Strecke und der geforderten Achslast, gibt es unterschiedliche Profilhöhen und Querschnittsbereiten. Auf häufig befahrenen Hauptstrecken sind eher dicke und schwere Profile verbaut, Nebenstrecken baute man aus Kostengründen oft mit sichtbar zierlicheren Profilen.

Auch beim Modell gibt es hier Unterschiede. Mit dem Code XX bezeichnet man die Höhe des Schienenprofils in tausendstel Zoll, wobei bei Code 80 das Profil etwa 2 mm hoch ist. Das entspricht im etwa dem Vorbild. Bei Code 100 ist das Profil ca. 2,5 mm hoch. Es gibt auch noch Gleise mit geringeren Schienenprofil als Code 80, z.B. Peco-Gleise mit 1,9 mm. Diese kommen zum Einsatz, wenn man Motive aus den Anfangszeiten der Eisenbahn darstellen möchte. Nun könnte man einfach sagen, dass man Gleise mit Code 80 verwendet, da diese ja der realen Höhe entsprechen. Aber zum einen sind Gleise mit höheren Profilen leichter zu verlegen. Zum anderen haben ältere Lok-Modelle oft sehr hohe Spurkränze, so dass die Radreifen nicht auf den Schienen aufliegen, sondern über die Schwellenimitate rattern. Mit den normalen, heute im Handel erhältlichen Schienen mit dem Code 83, sollte der durchschnittliche Modellbahner aber keine Probleme haben. Bislang hat kein Großserienhersteller seine Modelle auf Gleise unterhalb von Code 83 abgestimmt. Wer also niedrigere Profile verwendet, muß seine Modelle mit niedrigeren Spurkränzen nachrüsten, wodurch natürlich zusätzliche Kosten entstehen.

Weichenantriebe

Die meisten Hersteller verwenden üblicherweise sog. Magnetspulenantriebe. Daneben gibt es auch Weichenantriebe mit Stellmotoren. Sie sind für die Unterflurmontage konzipiert und mit den meisten im Handel erhältlichen Weichen kompatibel. Im Unterschied zu den Magnetspulenantrieben bewegen sie die Weichenzungen während des Stellvorgangs vorbildgerecht langsam. Diesem realistischen Vorbild stehen aber auch Nachteile gegenüber. Hier ist zum einen ein höherer Stromverbrauch und ein zusätzlicher Schaltungsaufwand zu nennen. Zudem gibt es mit einigen Typen Probleme mit der Kompatibilität zu elektrischen Steuerungen. Unterflurweichenantriebe mit Stellmotoren sind zudem teurer als Magnetspulenantriebe.

Bei Magnetspulenantrieben sollte man diejenigen bevorzugen, die über eine Endabschaltung verfügen. Darunter versteht man eine Vorrichtung, die die Spule nach beendeten Stellvorgang selbst abschaltet und so eine Erwärmung, im Extremfall einer anliegenden Dauerspannung sogar Zerstörung verhindert. Vorteilhaft sind sog. potentialfreie Umschalter, die für die stellungssynchrone Rückmeldung oder aber bei Weichen des Zweileiter-Systems zur Herzstückpolarisierung genutzt werden können.

Einsatz systemfremder Fahrzeuge

Generell lässt sich jede Lok, evtl. nach einem Umbau, auf der jeweils anderen Stromart betreiben. Es ist durch einen Umbau also möglich, Mittelleiter Lok’s auf 2-Leiter-Gleissystemen fahren zu lassen und umgekehrt. Diese Umbauten sind jedoch in der Regel recht aufwendig und darum für Einsteiger nicht zu empfehlen. In der Regel lohnt sich ein Umbau auch nicht, da fast jedes Modell für beide Systeme erhältlich ist.

Fährt man im Gleichstrombetrieb auf Zweileiter-Gleisen, kann man die Fahrzeuge aller Gleichstrom-Hersteller problemlos miteinander kombinieren. Hier gibt es Normen, an die sich weltweit fast alle Hersteller halten. Dies gilt für die Spuren N, TT, H0m, H0e und alle größeren Baureihen. Die einzige Ausnahme bildet hier die Spur H0. Zwar gibt es hier das größte Angebot an unterschiedlichen Modellen, die jedoch, ungeachtet der einheitlichen Spur, nicht generell auf allen Zweileiter-Gleisen eingesetzt werden können. Neben den Kupplungssystemen, die ausgewechselt werden können, bereiten hier vor allem die Schienenprofile (siehe oben, Code XX) Probleme beim Einsatz von Fahrzeugen, die mit den üblichen Standardradsätzen der Großserienhersteller ausgerüstet sind. Radsätze bei Waggons auszutauschen ist problemlos möglich, bei den Triebfahrzeugen ist dieses aber nicht so einfach möglich, teilweise sogar unmöglich. Besonders amerikanische Hersteller haben niedrige Profilhöhen. Um hier auf Nummer Sicher zu gehen, sollte man auf die Standardprofile europäischer Hersteller setzen (Code 83; 2,1 mm).

Gleiches gilt auch für Waggons. Zwar gibt es unterschiedliche Kupplungssysteme, bei jedem guten Händler bekommt man aber entsprechende Ersatzkupplungen, die man in der Regel kostenlos auswechseln lassen kann. Auf H0-Zweileiter-Gleisen können Wagen, die auf das Mittelleitersystem ausgelegt sind (also Waggons von Märklin), nur nach dem Austausch der Achsen eingesetzt werden.

Gleispflege

Gleise verschmutzen mit der Zeit, was zur Folge hat, dass Züge stottern oder gar stehen bleiben. Regelmäßige Schienenpflege ist für einen störungsfreien Betrieb also unerlässlich. Es haben sich hier verschiedene Techniken entwickelt. Etwas brachial erscheint es, mit rauen Reinigungsgummis mit Schleifpartikeln die Gleise abzureiben. Dieses bietet sich bei hartnäckigen Schmutz an, z.B. auch bei Resten vom Landschaftsbau in Form von Gips, Leim, etc. Hier kann man auch Schmirgelpapier mit hoher Körnung (600 oder 800) verwenden. Daneben gibt es eine elektronische Hochfrequenzreinigung und das Reinigen mit Benzin oder speziellen Reinigungsöl für Gleise. Es gibt mittlerweile mehrere Unternehmen, die sich auf diese Marktnische konzentriert haben. Eine elegante Lösung sind sicher Reinigungswagen. Da sich hier unter einem Waggon z.B. eine rotierende Filzscheibe bewegt, die aus einem Tank im Waggon permanent mit Reinigungsmittel beträufelt wird, kann man die Reinigung nebenbei erledigen. Hier hat man auch den Vorteil, dass man so auch schwer zugängliche Gleise, z.B. in Tunneln oder Schattenbahnhöfen einfach erreichen kann.

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