Um für realistische Modellbahnen Richtlinien zu haben, wurde von der internationalen Pressevereinigung “ferpress” im Jahre 1968 die Eisenbahngeschichte in Epochen unterteilt. Diese Richtlinien haben sich weitgehend durchgesetzt, sind aber natürlich nicht verbindlich. Sie sind mehr als Anregung gedacht, damit man z.B. nicht in Epoche II moderne Windkraftanlagen baut, dieses wäre sicher ein krasser Stilbruch. Man muss das Thema Epochen nicht so ernst nehmen, es ist aber nicht verkehrt, zu wissen, was es mit diesen Epochen auf sich hat. Eine kleine Übersicht zu den Epochen findest Du hier, wer sich tiefer mit dem Thema beschäftigen will, dem empfehlen wir den Modellbahnkurier, Ausgaben 10 und 12. Darin geht es ausschließlich um das Thema Epochen in Deutschland, BRD, DDR mit sehr ausführlichen Infos.
Einige Großserienhersteller weisen in Ihren Katalogen aus, ab welcher Epoche ihr Bausatz oder ihr rollendes Material zu verwenden ist.
Modellbahn Epoche 0: bis 1870 -Anfänge-
Europa ist in der Ära nach Napoleon in eine Vielzahl von Einzel-staaten zersplittert. Nach und nach beginnen diese Königs- und Fürstentümer mit dem Aufbau eigener Staats-/ und Länderbahnen, die in Farbgebung, Maß und Funktionen nicht einheitlichen Standards folgen und somit grundsätzlich nicht kompatibel sind. Die erste deutsche Strecke Nürnberg-Fürth mit dem Adler wird gebaut. Die Eisenbahn ist wichtig bei der Überwindung schlechter Strassen und geringer Transportkapazitäten.
Für Modellbahner eher uninteressant, da es kaum Material und Zubehör gibt.
Modellbahn Epoche 1: 1870 – 1920 – Die Länderbahnzeit –
Es ist das Zeitalter der Industrialisierung. Wirtschaft und Handel werden hierdurch stark belebt, auch die individuelle Mobilität steigt. Zum aufkeimenden liberalistischen Drang nach geistiger Freiheit gesellt sich jetzt die Möglichkeit der Bewegungsfreiheit. Einsatz von Dampflokomotiven, vereinzelt erste Versuche mit Elektromotoren. Zusätzlicher Aufschwung für die Bahn entsteht durch den 1. Weltkrieg. Die Länderbahnen bleiben bis nach dem Ende des Krieges bestehen.
Modellbahn Epoche 2: 1920 – 1945 – Alte Reichsbahnzeit –
Das deutsche Kaiserreich, von Bismarck geschaffen, geht mit dem ersten Weltkrieg unter. Die Weimarer Republik verändert Deutschland politisch von Grund auf, die ehemaligen Einzelstaaten verlieren ihre Bedeutung. Der Großteil der Deutschen Eisenbahn geht als Reparationsleistung an die Siegermächte, darunter alleine 8.000 Lokomotiven. In Europa etablierten sich die großen nationalen Staatsbahnen. In Deutschland wurden die Länder- und Privatbahnen 1920 zur Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft (DRG) zusammengelegt. Die Vielfalt der Fahrzeuge wurde durch Einheitsbauarten gestrafft. Zur Kostenersparnis bei Herstellung, Betrieb und Wartung der Lokomotiven für die neu gegründete Deutsche Reichsbahn werden einheitliche, baukastenähnliche Konstruktionsstandards geschaffen, nach denen jede Neuentwicklung konzipiert sein musste. So wurde die “Einheitslok” geschaffen.
Die Farbgebung und Beschriftung der Bahnfahrzeuge wird standardisiert. Einsatz von Elektro- und Dieselloks nimmt zu. In den 30gr und 40er Jahren kam es, nicht zuletzt aus Prestigegründen, zu einigen Superlativen an Größe und Geschwindigkeit, z.B. das erstmalige überschreiten der Grenze von 200 km/h mit einer Dampflok (BR 05 002 im Jahr 1936)
Modellbahn Epoche 3: 1945 – 1975 – Nachkriegszeit –
Die deutsche Teilung beginnt und damit auch die der Eisenbahn-gesellschaften in “Deutsche Bundesbahn” und Deutsche Reichsbahn”
Westdeutschland
Wiederaufbau und Wirtschaftswunder in der Nachkriegsära. Ab 1968 Umstellung der Lokbezeichnungen auf “EDV-Nummern”, die UIC-Beschriftung. Eine Stimmung zwischen “Kalter Krieg” und wachsendem Wohlstand bei Vollbeschäftigung prägen die Zeit.
Ostdeutschland
In der sozialistischen Planwirtschaft wird und bleibt die Eisenbahn der wichtigste Verkehrsträger, ein Aufschwung des Individualverkehrs bleibt aus. Alte Dampflokomotiven und Reisezugwagen werden umfassend modernisiert, sog. “Rekonstruktionen”.
Modellbahn Epoche 4: 1975 – 1990 – Deutsche Bundesbahn –
Westdeutschland
Die Optimierung beim Personenfernverkehr führt zur Einführung von Intercity-Zügen. Terrorrismus und abfauendes Wirschaftswachstum belasten die bisherige Lebenseuphorie. Hochgeschwindigkeitszüge stellen sich in Konkurrenz zum bisherigen Individual- und nationalen Flugverkehr.
Beginn des ICE-Zeitalters.
Ostdeutschland
Ab 1970 erfolgt eine Umstellung auf EDV-Nummern bei Triebfahrzeugen, die UIC-Beschriftung. Die Beschaffung russischer und rumänischer Großdieselloks löst den Bau eigener Konstruktionen, sowie den Einsatz von Dampflokomotiven ab. Letzter Einsatz einer Dampflok 1987. Anfang der 80er Jahre steigt der Anteil der DR am Binnengüterverkehr auf fast 80% an.
Modellbahn Epoche 5: 1990 – heute – Wiedervereinigung DB und DR-
Nach der Wiedervereinigung werden auch die DB und DR vereint
Neue Farbkonzepte signalisieren die “Neuzeit” der modernen Bahn, zugleich begann man in fast allen europäischen Ländern über grundlegende Neustrukturierungen nachzudenken, die heute konkret umgesetzt werden.
Seit 1994 gibt es das neue Logo der DB AG. Auch in dieser Epoche läßt sich ein Nebeneinander verschiedener Farb- und Logo-Varianten beobachten. Die wachsende Individualisierung in der Fortbewegung ist charakteristisch. Die Bahnreform soll die stark defizitäre, staatlich subventionierte “Deutsche Bundesbahn” in die ertragsorientierte, privatisierte “Deutsche Bahn AG” überführen. Investitionen in Hochgeschwindigkeitsstrecken und -züge und in Logistiksysteme sollen die Bahn wettbewerbsfähig machen. Erste Zulassungen privater Bahngesellschaften, vor allem im Personennah- und Güterverkehr.
Für Epocheneinteilung außerhalb Deutschlands sei auf entsprechende Fachliteratur oder entsprechende Seiten im Internet hingewiesen.
Die offiziellen Normen nach NEM (Normen europäischer Modellbahnen) findest Du über diese Links:
NEM 800 Eisenbahnepochen allgemein, Europa
NEM 806 Eisenbahnepochen in Deutschland
NEM 804 Eisenbahnepochen der Schweiz
NEM 801 Eisenbahnepochen in Österreich
NEM 808 Eisenbahnepochen in Dänemark