Teil 6: Anlagenformen

In den ersten Teilen haben wir uns mit den Grundlagen der Modellbahn, den Nenngrößen, Gleissystemen, Digitaltechnik und den Modellbahnepochen beschäftigt. Mit diesem Wissen können wir allmählich ans Eingemachte gehen und uns Gedanken über die Anlagenform machen. Normalerweise wird man schon einen Standort im Kopf haben. Wir wollen hier als Gedankenanstoß im Modellbahnbereich weit verbreitete Formen aufzeigen, jedoch ist für die endgültige Form immer die lokale Gegebenheit entscheidend.

Übersicht über die gängigen Modellbahn Anlagenformen

Plattenanlagen

Die sogenannte Plattenanlage stellt wohl die Urform der Modellbahnanlage dar. Der Gedanke dahinter ist, statt auf dem Fußboden die Anlage auf einer Holzplatte, oft aus mind. 10 mm starkem Sperrholz, aufzubauen, da man hier auch Landschaftsformen aus Gips und anderen Materialien bauen kann, Straßen aufmalen oder Straßenfolie aufkleben, Löcher für Beleuchtungen bohren kann, usw. Plattenanlagen dürften auch heute noch eine der am meisten gebauten Anlagentypen in Deutschland darstellen, da sie am einfachsten zu realisieren sind. Aufgrund ihrer Form wird meist ein geschlossener Kreisverkehr als Gleisplan realisiert, warum man diese Anlagenform auch als ?geschlossene Anlage? bezeichnet. Die beiden großen Nachteile ergeben sich zum einen aus dem Gewicht. Eine 1 cm Dicke Holzplatte ist irgendwann vom Gewicht nicht mehr zu handhaben und biegt sich unter ihrem eigenen Gewicht durch. Zum anderen ist unsere Welt nicht Zweidimensional und durch die flache Platte sind auch Unebenheiten, z.B. von Bächen, Flüssen, Brücken, Kaimauern, etc. nicht so einfach zu bauen, wie man vielleicht meint.

Fertiganlagen

Eine besondere Form der Plattenanlagen stellen sogenannte Fertiganlagen dar. Einige Hersteller haben sich darauf spezialisiert, verschiedene Anlagenformen mit aus Kunststoff vorgefertigter Landschaft anzubieten. Der Vorteil ist, dass man schnell ein Ergebnis sieht, will man nur ab und zu mit seiner Modellbahn spielen. Einen echten Modellbahner wird so eine Anlage natürlich nicht befriedigen, ist man doch an die vorgegebenen Gleistrassen gebunden und kann nur in begrenzten Rahmen seine eigenen Vorstellungen an Landschaftsgestaltung realisieren.

Offene Anlagen

Den Begriff offene Anlage findet man gelegentlich in der Literatur und in Fachzeitschriften. Dabei ist weniger eine Anlagenform gemeint, sondern eher eine Gleisform. Der Gleiskreis wird hier zur Form des ?Hundeknochens? weiterentwickelt, wodurch im mittleren Teil der Eindruck einer zweigleisigen Hauptstrecke entsteht und wie beim Vorbild ein Zug aus der Richtung wiederkehrt, in die er gefahren ist. Die Kehrschleifen werden dann gerne in Schattenbahnhöfen (das ist eine Art Parkplatz für Modellbahnen, damit ein Zug nicht ein paar Sekunden nach dem er im Tunnel verschwunden ist, gleich wieder auftaucht) in einer tieferen Ebene unter oder hinter der Anlage versteckt.

Wandanlagen

Mit Wandanlagen bezeichnet man Anlageformen, die aus Platzgründen besonders schmal, dafür aber lang an der Wand entlang gebaut werden. In der Tiefe ist diese Anlage sehr flexibel, im Extremfall reichen weniger als 20 cm, um eine zweigleisige Hauptstrecke zu bauen. Je tiefer die Anlage ist, desto mehr Motive lassen sich natürlich in Gleisnähe realisieren. Am Ende setzt man Idealerweise zwei Wendeschleifen ein, um einen realistischen Betrieb zu gewährleisten. Der Vorteil sind lange Fahrstrecken bei relativ geringen Platzbedarf. Themen lassen sich elegant durch Trenner, z.B. Hügel mit Tunnel, Wälder, Brücken, usw. abgrenzen. Hier lassen sich auch gut eingleisige Strecken bauen, auf der die stolzen Bahngarnituren paradieren können (daher auch der Name ?Paradestrecke?). Durch Ihre Form kann die Anlage auch durch mehrere Räume laufen, durch Regale, unter Schränken usw.

Alphabet-Anlagen

Alphabet-Anlagen verdanken Ihren Namen der Form, die an Buchstaben angelehnt ist. Die bekanntesten sind die L-Form, die U-Form, die E-Form und die geschlossene O-Form. Bei letzterer kann der Zugang zur Anlage entweder durch die Deckenluke oder durch eine klappbare Brücke oder Anlagenteil erfolgen. Daneben liest man in der Literatur auch von Zungen- und Kamm-Anlagen. Idealerweise lassen sich hier spezielle Themen, z.B. eine Hafenanlage, eine Stadt, ein Industriegelände, etc. realisieren. Auch beliebt ist es, auf dem Hauptteil automatisierten Betrieb und auf den Zungen manuellen Rangierbetrieb zu fahren.

Modulanlagen

Mit Modulen bezeichnet man (Strecken-)Anlagenstücke, die in beliebiger Anzahl aneinandergereiht werden können. Damit diese Stücke auch zusammenpassen, müssen sie über genormte Kopfenden verfügen. Hier gibt es verschiedene Normen, die bekannteste ist die FREMO-Norm. Hier ist festgelegt, wie hoch ein Modul ist, an welcher Stelle die Gleise verlaufen, wo sind Löcher für die Kabelverbindungen sind usw. Genormte Module sind so beliebig austausch- und kombinierbar. Der Vorteil ist, dass sich die Anlage in verschiedenen Schritten bauen lässt. Auch lässt sie sich leicht auseinander und zusammen bauen und dadurch leichter transportieren. In Vereinen werden oft Modulanlagen gebaut, bei dem die Vereinsmitglieder jeweils ihre eigenen, genormten Module erstellen.

Anlagen bei Dachschrägen

Bei Modellbahnanlagen auf dem Dachboden hat man es fast immer mit Dachschrägen zu tun. Hier lassen sich alle oben genannten Anlagenformen realisieren. Der Platz unter der Schräge lässt sich jedoch ideal für einen Schattenbahnhof verwenden. Die Bahn ?verschindet? dann in einem Tunnel, meist abgetrennt durch eine Hintergrundplatte, die die Abgrenzung zum unsichtbaren Schattenbahnhof darstellt. Hier sollte man jedoch genug Platz am Anlagenende lassen, um auch mal an eine entgleiste Lok zu kommen.

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